Universität bzw. Kloster in Rinteln

Aus Wikipedia übernommen:

Geschichte 

Ausgangspunkt der Universität in Rinteln war das im Jahre 1610 von Graf Ernst von Schaumburg und Holstein in Stadthagen gegründete, auf einer seit 1330 bestehenden lateinischen Stadtschule basierende, akademische Gymnasium illustre, das bereits vier Fakultäten und einen vollakademischen Unterrichtsbetrieb aufwies. Zur Anerkennung als vollwertige Universität fehlte noch das kaiserliche Privileg, das das Promotionsrecht verlieh.

Die neue Alma Mater Ernestina zog in Rinteln in das ehemalige katholische Jakobskloster ein. Die Einweihung war am 17. Juli 1621. An diesem Tag wurden auch die Statuten der Universität auf Schloss Bückeburg ausgefertigt.

1623 wurde die Stadt von Herzog Christian von Braunschweig-Lüneburg überfallen, erobert und geplündert. Die meisten Studenten verließen Rinteln, auch die Professoren, soweit sie die Möglichkeit dazu hatten. Der Rektor Johannes Gisenius (Giessenius) versuchte, den Lehrbetrieb weiterzuführen, jedoch unter erheblichen Schwierigkeiten.

Durch das Restitutionsedikt vom 6. März 1629 war das ganze Gebiet zwischen Rhein und Elbe der Gegenreformation ausgeliefert. Benediktinermönche aus Hildesheim und Corvey kamen nach Rinteln und übernahmen die Universität. 1631 bestand vorübergehend eine katholisch-theologische Fakultät. Im gleichen Jahr veröffentlichte die Rintelner Universitätsdruckerei die Cautio criminalis als ein anonymes Werk, als dessen Autor schon bald der Paderborner Theologe Friedrich Spee von Langenfeld vermutet wurde. Seine neuen, darin vorgetragenen Positionen markierten den Beginn des Kampfes gegen die Hexenprozesse. Das Buch war die Antwort auf das Standardwerk zur Theorie der Hexenlehre seines Rintelner Kollegen Hermann Goehausen Processus juridicus contra sagas et veneficos aus dem Jahre 1630. Die Universitäten Rinteln ("Academia Ernestina"), Rostock („Alma Mater Rostochiensis“) und Wittenberg („Leucorea“) waren die führenden akademischen Autoritäten gutachterlicher Begleitung während der Hexenprozesse. Die Spruchpraxis an den allgemeinen deutschen juristischen Fakultäten war recht unterschiedlich. Die juristischen Fakultäten der Universitäten Helmstedt („Academia Julia“) und Rinteln galten als „Hardliner“ in Sachen Hexenverfolgung.

Die Grafschaft Schaumburg wurde kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges geteilt: der nördliche Landesteil kam zur Grafschaft Lippe, der südliche mit der Universität Rinteln fiel an Landgraf Wilhelm VI. von Hessen-Kassel. Bis 1665 war Rinteln Gemeinbesitz von Hessen-Kassel und Lippe. Unter Landgraf Wilhelm VI. wurde die Universität als lutherische Hochschule ausgebaut.

Im Jahre 1622 wurde Petrus Lucius (1590–1656) als Universitätsbuchdrucker an die Universität Rinteln bestellt. Zwischen 1627 und 1656 sind viele Leichenpredigten aus seiner Druckerei bekannt. 1639 und 1659 druckte er die Werke über Horaz von Andreas Heinrich Bucholtz. Bis zu seinem Tode stellte er seine Universitätsdrucke auch auf der Frankfurter Buchmesse aus, zuletzt ein Programm von 77 Büchern. Sein Sohn Anthonius Lucius (1635–1704) war ein bekannter Gelehrter seiner Zeit und wurde später, in der Zeit vom 4. April 1663 bis 1670, außerordentlicher Professor an der juristischen Fakultät in Rinteln.

Die Alma Ernestina in Rinteln dürfte nie mehr als 120 Hörer gehabt haben. Zudem ging die Zahl der Studenten nach der Gründung der Universität Göttingen weiter zurück. Mit dem Ende des Alten Reiches 1803/06 kam Rinteln unter die Verwaltung des napoleonisch kontrollierten Königreiches Westphalen unter König Jérôme Bonaparte, wo mit Marburg, Göttingen, Helmstedt und Halle weitere Universitäten bestanden. Der Verwaltungsreform des Jahres 1809 unter Minister Johannes von Müller fielen die Universitäten Rinteln und Helmstedt zum Opfer, und die Alma Ernestina wurde Ostern 1810[] geschlossen.

Erhalten gebliebene Bauwerke:

  • Jakobi-Kirche, Kirchengebäude des Jakobsklosters, in dessen Räume die Universität im Jahr 1621 einzog
  • Universitätskommisse, diente als Gasthaus und Studentenwohnheim der „Academia Ernestina“.
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